Gegen Mittag besuchten wir eine Bucht, in der man eine kleine Bootstour zu Küstengrotten machen konnte. Allerdings war das Teil genau so wenig in den 34 Euro Tourpreis inbegriffen, wie das Mittagessen. Also kamen nochmals 6 Euro Schiff plus 10 Euro Essen dazu. Das Essen war erstens auch für griechische Verhältnisse teuer und zweitens so lausig angerichtet (Bei mir eine Suppenschüssel mit einem Nudel/Südfleisch/Bratensauce-Mischmasch drin), dass man den Eindruck bekommen konnte, dieses Gericht sei schon mal recycelt worden. Auch der Halt bei einem ganz besonderen Gewürz-Souvenier-Stand im Landesinneren war schwach. Das Zeug war teurer als an der Küste unten und mehrheitlich unter dem genau gleichen Label verpackt, wie in Supermärkten anzutreffen. Auf Korfu wachsen übrigens so ziemlich alle Kräuter "als Unkraut" am Strassenrand. Thymian, Oregano, Basilikum, Salbei, Minze... das ganze Programm. Auch Nüsse, Mandeln, Zitronen und Orangen werden hier angepflanzt. Diese aber vorwiegend zur Selbstversorgung.
Dann gab es noch einen Halt an der Meerenge zu Albanien. Nur gerade 2km breit ist hier das Meer, was dazu führte, dass die Albaner in Kriesenzeiten hier rüber schwammen und, ohne gültige Papiere, natürlich wieder ausgeschafft wurden. Heute hat Griechenland gegenüber den Flüchtlingen eine recht moderne Einstellung: Flüchtlinge können eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung beantragen und kriegen die auch. Dann müssen sie aber selber schauen, wie sie sich durch bringen. Resultat: In Korfu sind trotz der Nähe (angeblich) keine illegalen Flüchtlinge zu finden. Und die "Flüchtlinge", die hier noch leben haben sich so in die Gemeinschaft integriert, dass sie nicht mehr zu erkennen seien. Es gibt aber auch Pendler, die in Griechenland arbeiten und in Albanien leben.
Das Schulsystem der Griechen wurde auch noch erklärt: Ab dem 4. Altersjahr 2 Jahre freiwilliger Kindergarten und dann 6 Jahre Grundschule und 3 Jahre Hauptschule auf einem Gymnasium. Das ist der obligatorische Teil. Aber es folgen 3 Jahre kaufmännische oder technische Schule, ohne die man in der Gesellschaft praktisch keine Chance habe, was zu erreichen. Nach diesen 12 Jahren Schule haben die Griechen Matura bzw. Abiturlevel erreicht und es folgt das Studium oder die Berufsausbildung. Ausser Griechisch wird in den Schulen Englisch (bis auf FCE-Level im 15. Altersjahr) und Deutsch (kleines Deutschdiplom) unterrichtet. Dazu meistens noch Französisch. Die Notenskala reicht von 1 (miserabel) bis 20 (perfekt) und wenn man einen Studiumsplatz in Medizin ergattern möchte braucht man angeblich einen Notenschnitt von 19,9. Die Griechen müssen also grundsätzlich sehr gebildete Leute sein. Da erstaunt es, dass sie einen so niederen Lebensstandard halten. Alles geht hier etwas langsamer und unpräziser. Ich erinnere an den Verkehr, der das reinste Chaos ist. Auch Umweltschutz kennen die hier nicht und ein Grossteil der Häuser scheint demnächst auseinander zu fallen. Fazit: Griechen sind äusserst gut gebildete Chaoten.
Nach der 11 stündigen Tour waren wir froh wieder im Hotel zu sein. Die Fahrt war informativ, aber anstrengend und schwach organisiert (wenn halt ein aussergewöhnlicher Anlass wie dieser Fackel-OL stattfindet, so darf so eine Tour an diesem Tag eben nicht stattfinden oder es wird, verbunden mit einer Preisreduktion, von Anfang an klar auf die Stadtbesichtigung verzichtet) und zu teuer, da a) sogar das Mittagessen nochmals extra kostete und b) nur bei teuren Betrieben halt gemacht wurde.
Auf dem Weg zum Speisesaal standen dann noch so zwei Achilles in Trachten bereit und ein Dritter stand mit dem Fotoapparat da und fragte ganz freundlich "Foto?". Auf die Antwort "nein danke" wurde er dann aber energisch "!FOTO!?!". Den Moment Verwirrung hat er auch gleich ausgenutzt um 2 Mal abzudrücken. Das Abendessen haben wir müdigkeitsbedingt nur knapp gestreift und uns gleich den Dessertbergen gewidmet. Die Jagt nach mehreren verfl.... sch... Mücken im Hotelzimmer hat dann den Tag abgerundet.
6.8.04
In der Nacht hat es zwar gewittert, aber am morgen herrschten wieder die üblichen Temperaturen (21° um 8 Uhr / 27° um 11 Uhr). Nach den Strapazen von gestern war wieder Strand angesagt. Die Sonne war heute nicht ganz so intensiv, also perfekt. Um 12 Uhr zog allerdings eine Wolkenfront hoch und es begann auch leicht zu regnen. Wir haben darum wieder ins Hotelzimmer gezügelt. Jetzt war bei Jasmin auch die letzte Motivation etwas zu unternehmen weg und sie döste den Rest des Tages vor sich hin. Mich störte zwar, dass man für einen Faultag im Zimmer nicht nach Korfu muss, aber wirklich eine Idee, was man jetzt noch so anstellen könnte, hatte ich auch nicht. Das Wetter hat am Nachmittag zwar wieder aufgeklart, aber am frühen Abend zogen erneut Wolken auf. Morgen scheint diesbezüglich besser zu werden. Das muss es auch, da wir in der kurzen Zeit am Strand bei einem Vorort-Anbieter eine Boots-Badetour zur blauen Lagune gebucht haben. Jetzt sollen die "Eingeborenen" mal zeigen, ob sie den von Helvetictours präsentierten Level überbieten können. Der Anfang klingt schon mal nicht schlecht: 20 Euro für Bootstour incl. Mittagessen und Getränken an Bord.
Ach übrigens die "!FOTOS!?!"-Fotos waren fertig entwickelt und ausgestellt und sie sahen nicht mal so schlecht aus, aber 5 Euro pro Bild für das wir es gar nicht wollten. Das bedingt ein Prinzip-Nein.
Autor: Stefan Thalmann
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