Montag, 20. August 2001
Am Montag verliessen wir dann das letzte Mal das Gelände des Columbia College. In der Nähe von New London machten wir einen ersten Halt bei der U.S. Sub Base in der die U.s.s. Nautilus vor Anker liegt (Bild 01_08_20). Rein schon aus Gründen der Allgemeinbildung war das natürlich wieder eine Besichtigung wert. Kurz vor Boston liegt das Kaff Mystic mit dem Mystic Seaport. Das Dorf selber ist schon sehr antik gehalten. Der Seaport ist eine Siedlung im Stil der frühen amerikanischen Geschichte, in der durch Schauspieler das damalige Leben zelebriert wird. Ihr glaubt gar nicht, wieviel Energie die Amis in ihre Inszenierungen stecken. Genau so wie in dem Motivationsvideo von Michi sprangen die Herrschaften hier durch die Gegend. Für das Verhalten den Weibsbilder (Damen wäre hier eindeutig unpassend) habe ich keine Vergleichsmöglichkeit mehr gefunden. Der ganze Tag war schon so bedrohlich bewölkt und auf den letzten Metern zurück zum Auto hat uns dann ein Platzregen doch noch erwischt. Erkenntnis des Tages: Slice Orange (2L für 2.69$) sieht für ein Orangina nicht nur giftig auf, es schmeckt auch so. Zum Glück habe ich nur die 2-Liter-Probierflasche gekauft. Igitt! Dafür ergeben zwei frische Zöpfchen, eine Büchse Apfelgelee und eine riesige Black Plum ein vollständiges und erst noch gesundes Mittagessen. Muss aufpassen, dass ich nicht als Superhero zurückkomme. Die Suche nach einem Motel (diese Dinger mit dem Auto zwei Meter vor der Türe) war zwar nicht auf Anhieb aber letztendlich doch erfolgreich. |
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Dienstag, 21. August 2001
Am nächsten Morgen steuerten wir den Van auf der Suche nach einem Parkplatz 2 Stunden quer durch Boston. Ironie: wir fanden einen Parkplatz der unseren Wünschen entsprach in einem Aussenbezirk genau auf der anderen Seite der Stadt. In Boston selber besichtigten wir das MIT (Nach dem Motto "Adel verpflichtet" zog es die beiden Studis magisch dort hin) und wir schritten den "Trail of Freedom" ab. Das ist eine rote Linie, die sie an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei quer durch Boston auf den Gehweg gepinselt haben. Leider war das Museum der Bostoner Tee Party geschlossen (scheint gebrannt zu haben). Und bei der U.S.S. Constitution haben wir leider die letzte Führung verpasst, so dass wir nur noch das Oberdeck dieses riesigen mit Kanonen bestückten Segelschiffes besichtigten konnten. Der Zerstörer am anderen Pier war auch schon geschlossen (Langsam habe ich den Eindruck, als ob die ganze amerikanische Flotte ihren Dienst zur Zeit als Museum verrichtet). Dafür fanden wir auf dem Rückweg zum Auto wieder mal eine Fire Station (Bild 01_08_21).Der Typ versuchte sich mit mir zu unterhalten, fand aber schnell heraus, dass ausser den zuvor bereitgelegten paar Sätzchen nicht viel aus mir herauszubekommen ist. Die Stadt selber war nichts besonderes, aber wahrscheinlich war ich einfach noch geblendet von New York. |
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Mittwoch, 22. August 2001
Am Mittwoch war Sport angesagt (also meine Idee war es nicht). Auf dem Cape Cod, einer Landzunge südlich von Boston kann man Bikes mieten und (mehr oder weniger) der Küste entlang radeln. Theoretisch um 8:00, tatsächlich um 10:30 brachen wir auf und auch die ca. 80 Meilen vom Motel zur Bikevermietung liesen sich auch nicht wie geplant in einer Stunde zurücklegen. Reto wollte unbedingt mal ein Tandem ausprobieren und da ich für fast jeden Scheiss zu haben bin war der Zweite im Bunde schnell gefunden. Nach den ersten zwei Kilometer in die falsche Richtung drehten wir dann die Räder um und fuhren endlich Richtung Ende der Landzunge. Plan war es bis ganz an die Spitze zu radeln. Wir wunderten uns noch, wieso der angeblich 32 km lange Biketrail auf der Karte nur auf etwa einem Viertel der Landzunge eingezeichnet war. Nach etwa einer Stunde machten wir an der Atlantikküste das erste Mal halt. Sagenhaft sage ich euch. Nur bei der Angabe der Wassertemperatur mit 57° Fahrenheit glaubten wir zuerst an einen Schreibfehler. Leider war es keiner (Umrechnung: (Fahrenheit - 32) / 1.8 = Celsius). Besonders viel Spass machte es als eine grosse und wahrscheinlich besonders kalte Welle bis zu den ersten Badetüchern hochkam (Bild 01_08_22). Da werden auch die nicht ganz so fotogenen Touris plötzlich unheimlich sportlich. Bereits hier zeichnete sich ab, dass dieser Trip für mich in einem kleineren Disaster enden würde. Der Sattel war scheisse, meine (in letzter Zeit etwas geschrumpfte) Kondition hatte ich zu Hause gelassen und anscheinend hatte ich auch nicht die besten Hosen für dieses Abenteuer an. Schätze Mal, dass man genau das Resultat aus dies allem als "Wolf" bezeichnet. Jauuuuul! Trotzdem fuhren wir weiter (ich zugegeben nicht ganz freiwillig). Eine Stunde später der nächste Halt am Ende des Biketrails. Nur ein Ende der Landzunge war immer noch nicht in Sicht. Die Diskussion über die weitere Route wurde langsam heftiger und der Überredungsversuch, ich könne ja beim nächsten Halt mit der Canon bestimmt noch mehr hübsche Badenixen ablichten (oh, ups hab ich mich da etwa verplappert?) verlor beim Gedanken an unseren Rückweg sehr schnell die Wirkung. Bereits bis hier hatte ich öfters mal die Beine hochgelagert und nur noch die Lenkung unseres Gefährtes übernommen. Auch mit dem Pedalen für uns beide kam mir Reto immer noch etwas unterfordert vor, aber andererseits hatte ich ein immer schlechteres Gewissen. Wir beschlossen abermals weiterzuradeln. Bis zu einem Punkt an der Innenseite der mittlerweile riesigen Bucht. Dort angekommen war bei mir definitiv ende Feuer (bzw. es brannte an nicht näher zu beschreibenden Stellen lichterloh). Also richtete ich mich dort am Strand gemütlich ein und bewachte die Rucksäcke der anderen beiden, während diese jetzt endlich umdrehten und die Bikes zurückbrachten. Reto, dieser Radlerfetischist, wäre bestimmt gerne noch etwas weiter gefahren, aber er konnte ja jetzt das Tandem alleine zurückstrammpeln. Es war auch schon 18:30 und die Sonne ging langsam aber sicher unter. An diesem Abend erlebte ich meinen ersten, wunderschönen Sonnenuntergang am Sandstrand. Auf die Minute genau zwei Stunden später, es war mittlerweile stockdunkel und etwas kühler, tauchten die zwei Sportskanonen wieder mit dem Van auf und holten mich ab. Ich hatte am Strand noch so ein komisches Lichtertreiben in der Ferne beobachtet. Nach einem Blick auf die Karte stellte sich heraus, dass zu forderst auf dieser Landzunge noch ein Flugplatz existierte, und unser geplanter Rundkurs mindestens 200 km lang gewesen wäre. So viel zum Thema amerikanische Dimensionen. Tip: Überprüfe vor jeder Planung einer Route den Massstab der Karte. Auf der Rückfahrt mit dem Van fanden wir dafür ein sagenhaft gutes Restaurant mit Fischspezialitäten. Die Hummer zum Beispiel kann man hier in verschiedenen Grössen bestellen. Mobi Dick's Lobster Restaurant ist jedem zu empfehlen. Um 1 Uhr früh waren wir endlich wieder in unserem Motel und ich konnte meinen lädierten Hintern auf weiche Federn betten. |
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Donnerstag, 23. August 2001
Man muss sich so oder so mal die amerikanischen Dimensionen vorstellen. Da hat man eine Unterkunft 150km von dem Punkt weg, den man besichtigen will. In der Schweiz würde das bedeuten ein Hotel in der nähe von Luzern zu nehmen um den Rheinfall zu besichtigen. Aber hier ist das normal und auch bequemer, als immer wieder von vorne mit suchen zu beginnen. Donnerstag war dann unser erster reiner Reisetag (Bild 01_08_23). Wir verschoben uns von Boston wieder an New York vorbei in einen Vorort von Philadelphia. Dabei machte ich meine ersten Erfahrungen als Pilot auf den amerikanischen Strassen; ohne besondere Vorkommnisse. Wir kämpften zwar mit Stau und (das erste Mal) mit richtig schlechtem Wetter und mussten somit den Plan zu zelten begraben, haben dann aber ein sehr schönes und preiswerte Motel 30 km vom Zentrum von Philadelphia entfernt gefunden. An diesem Abend hatte ich mein erstes Kindermenü im Burgerking. Auf die Frage der Bedienung, was ich denn für ein Spielzeug möchte antwortete ich natürlich "Mit einem Coca Cola". Ihrem erstaunten Gesichtsausdruck konnte ich dann aber schnell entnehmen, dass da bei der Übersetzung wohl etwas schief gelaufen war. An diesem Abend habe ich dann den ganzen Roman bis hier hin geschrieben. Endlich bin ich wieder up to date. Jetzt müssten nur noch diese *piiiiip* Karten schon geschrieben sein. |
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Freitag, 24. August 2001
Heute haben wir Philadelphia besichtigt. Genauer gesagt haben wir mitten in Philadelphia das Auto parkiert und uns dann unterhalten, was man hier besichtigen könnte. Nach dem Abmarschieren des Benjamin Franklin-Parkes hatten wir als primäres Ziel das Museum of Science auserkoren. Das ist so eine Art Technorama rund um die Person Benjamin Franklin. Es hatte eine Menge interessante Spielsachen ... öööhhh äääähhmm ich meine: es was eine technisch hochstehende und äusserst lehrreiche Ausstellung (Bild 01_08_24: Wieso fliegen Flugzeuge). Besonders die Wanderung durchs Herz war etwas speziell. Als wir dann bedingt durch die fortgeschrittene Zeit aus dem Museum geworfen wurden suchten wir die örtliche Bibliothek auf, um einen notdürftigen E-Mail-Abgleich zu machen und nach Einwahlnummern zu forschen, die wir aus dem Hotel benutzen konnten. Aber auch Diese schloss bald. Am Fluss fanden wir dann wieder Mal ein U-Boot (U.S.S. Becuna oder Nummer 3 auf unserer Reise), den Erst-Weltkriegs-Kreuzer U.S.S. Olympia und ein antikes Segelschiff. Alle waren aber schon geschlossen. Von der Benjamin Franklin Bridge (ca. 50 Meter hoch und 2 km lang) versuchten wir uns dann für das laufende Baseball-Spiel zu begeistern. Ohne Erfolg. Die stehen nur dumm rum und ein Einzelner versucht die anfliegenden Bälle zu treffen. Der würde besser ein Tennisschläger nehmen. Dann wäre alles etwas spannender. |
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Samstag, 25. August 2001
Am Samstag machten Tour durch die Geschichte dieser Landschaft. Wir besuchten zuerst das Hauptquartier von George Washington und dann die älteste Eisenschmelze Amerikas. In einer 1 stündigen Vorstellung zeigt man dort wie früher Ofentüren gegossen wurden (Bild 01_08_25). Da sich Hochöfen (die sind heute erstaunlicherweise immer noch gleich aufgebaut) nur sehr schlecht in ihrer Leistung drosseln lassen ist heute nur noch eine kleine Replik des damaligen Ofens in Betrieb. Zum Schluss besuchten wir noch die Ähmischen (Amish geschrieben). Bestehend aus heute ca. 17'000 Nasen ist das eine Volk, dass zurückgezogen und nach ihren eigenen, sehr strengen Regeln lebt. Zu vergleichen mit einer Sekte. Diese Regeln sind wohl der Gipfel der in Amerika weit verbreiteten Doppelmoral. Ein paar Beispiele: Sie besitzen zwar Kühlschränke, aber die müssen mit Gas betrieben sein. Ein Dieselgenerator ist nur für ganz spezielle Sachen wie eine elektronische Kasse erlaubt. Telefone ja, aber nur Verbindungen innerhalb Gleichgesinnter. Die Frauen dürfen zur Hochzeit das einzige Mal Schuhe mit hohen Absätzen tragen und dann erst wieder ab dem dreissigsten Lebensjahr. Geheiratet wird nur im November und Dezember. Danach ziehen die frisch Vermählten mit einem Planwagen durch die Verwandschaft, schlafen dann auch gleich dort und kehren erst wieder nach Hause zurück, wenn der Wagen voller Geschenke ist. Alle Ähmischen fahren heute noch mit Kutschen durch die Gegend. Sie dürfen in einem Auto mitfahren, aber dieses nicht selber lenken. Nach einem Gottesdienst ist genau geregelt, was die Gemeinschaft zu essen bekommt, damit kein Konkurrenzkampf unter den Köchinnen ausbricht. Und das alles stellen sie gerne der Öffentlichkeit zur Schau, es ist aber eine Schande sie zu fotografieren. Da soll mal einer schlau werden. Auf dem Rückweg fanden wir noch ein riesiges Eisenbahnmuseum. Das war aber wieder einmal schon geschlossen. Nur schwer brachten wir Remy wieder von dort weg. Am Abend machte ich dann meine erste Erfahrung mit dem KFC (Kentucky Fried Chicken). Der Spruch an der Türe "PLEASE come again" trifft es sehr genau. Nachdem ich hier drüben auch schon McD, Burger King (nicht ganz so übel wie in England) und Subway (Spezialist für Sandwiches aller Art) ausprobiert hatte hier mein offizieller Fast-Food-Führer: Mc Donalds und Subway jeder auf seinem Spezialgebiet auf Platz eins. Dann bis zu Burger King lange nichts. Der aber knapp gefolgt von KFC. |
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Sonntag, 26. August 2001
Ab Sonntag gaben wir dann das Motel bei Philadelphia auf. Wir hätten jetzt 2 Tage lang gratis Internet auf dem Zimmer gehabt. Leider kam ich aber nicht rechtzeitig zu einer brauchbaren Einwahlnummer. Somit muss das senden dieses Berichtes noch eine Weile warten. Wir fuhren nach Atlantik City, dem Las Vegas der Ostküste. Und das war nicht untertrieben (Bild 01_08_26: Strand und dahinter die SkyLine von Atlantik City). Am Nachmittag machten wir uns am Strand breit. Durch den in Philadelphia zugezogenen Ausschlag an den Beinen (wahrscheinlich Sonnenbrand) war ich etwas skeptisch, was das Sonnenbaden betrifft. Trotzdem ging ich mit. Am Schluss hatte ich wenigstens einen gleichmässigen Ganzkörpersonnenbrand. Danach besuchten wir im grössten Hotel hier eine Ausstellung von Folterwerkzeugen. Eines muss man denen lassen: Ideen hatten sie ja. Gewundert habe ich mich nur, dass Lotus Notes nicht ausgestellt war. Zum Abendessen plünderten wir ein Buffet in so einem Edelhotel. Wer meinen Hunger kennt weiss, wie ich wohl kämpfen musste, um den Preis rauszuessen. Es war aber erstaunlich angenehm so 2 Stunden zu futtern, was man gerade will. So konnte man auch mal was probieren, was man sonst nie als Gericht in einem Restaurant bestellt hätte. In den Casinos durfte man dann nicht fotografieren. So was muss man halt selber mal erleben. |
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