Die Ostküste Amerikas

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Stefan Thalman

Montag, 27. August 2001

Von Atlantik City ging es dann in einen Park zwischen Baltimore und Washington, wo wir das erste mal unsere Campingtauglichkeit testeten (Bild 01_08_27). Aber mit Petrolfackeln, Gasgrill und Luftmadrazen bewaffnet war das richtig edel eingefädelt. Die Fahrt hier hin dauerte den ganzen Tag, da wir hauptsächlich im Stau standen. Das Auto gibt mittlerweile auch immer komischere Geräusche von sich. Wir haben es mal mit dem Windows-Standard-Medizinchen probiert (Alle Fenster schliessen und Maschine neu starten), hat aber nichts gebracht. Da wir nichts gefunden haben (Räder sitzen noch fest und der Rest ... äböää?) haben sich die beiden Besitzer des Wagens in Anbetracht dessen, dass da auch Schrotthaufen, die in der Schweiz nicht mal für den Schrottplatz zugelassen würden, noch über den Highway rasen, entschlossen, die Sache mal weiter zu beobachten.

Dienstag, 28. August 2001

Am Dienstag besichtigten wir Baltimore und das dort ansässige Aquarium. Neben der Delphinshow (Bild 01_08_28), die mit beeindruckenden Videosequenzen und popigem Sound ganz im amerikanischen Stil aufgezogen war, sind noch über 5000 andere Meereslebewesen hier zur Schau gestellt. Erkenntnis: Die Amis haben ein erstaunliches Talent ihre sämtlichen Machenschaften den eigenen Nachfahren als heldenhafte Taten zu verkaufen. Beispiel: "Wenn wir Delphine und Robben einsperren ist das gut weil die Freiheit zu gefährlich für diese Lebewesen ist". Vor dem Aquarium liegt die Torsk zur Besichtigung vor Anker. Unser U-Boot Nummer vier war gefunden. Da aber Remy und Reto schon erste Zeichen von einem U-Boot-Koller zeigten und der Eintritt auch noch 12$ gekostet hätte fiel die Besichtigung diesmal leider aus.

Mittwoch, 29. August 2001

Mittwoch und Donnerstag reisen wir jeweils nach Washington hinein. Am Mittwoch schritten wir unter schwül-heissem Wetter hauptsächlich die Monumente und Pärke ab, die es hier gibt. Washington ist generell eine Stadt aus lauter Skulpturen und Denkmäler. Einkaufsläden findet man fast keine und auch, dass hier der Dreh- und Angelpunkt der amerikanischen Regierung sitzt, merkt man nicht. Wer sich wie ich Washington und besonders das weisse Haus (Bild 01_08_29) als eine von FBI und CIA bewachte Festung vorstellt, liegt ziemlich falsch. Ich hoffe nur, dass die Jungs im Ernstfall wirklich bereit sind, aber mit ihrer Präsenz erwecken sie nicht das geringste aufsehen. Sogar bei der Besichtigung des Kapitols durfte man sich, nach dem man am Eingang durch den Metaldetektor gelassen wurde, in den offenen Räumen frei bewegen. London habe ich in dieser Beziehung viel schlimmer in Erinnerung. Wirklich vorbildlich hier. Am Abend hatte ich dann Kopfschmerzen, wie schon lange nicht mehr. Ich hatte Bedenken, dass mir die Hitze so stark zugesetzt hat und machte mir auch schon über ein mögliches "Alternativszenario" zur Weiterreise nach Florida gedanken. In der Nacht brach dann aber ein Wetterumschwung, den ich anscheinend bemerkt hatte, über uns herein (Im Wetterbericht war davon aber nicht die Rede). Wir haben zwar jetzt ein nasses Zelt, aber ich war wieder quick fidel.

Donnerstag, 30. August 2001

Den Donnerstag widmeten wir dem "Museum of american history" und dem "National Air and Space Museum". Ersteres ist entgegen den ersten Vermutungen eine Art "Verkehrshaus". Es sind hauptsächlich alte Maschinen ausgestellt. Das Air and Space Museum ist eine Art Technorama für den genannten Sektor (Bild 01_08_30). Neben einigen sehr interessanten Ausstellungsstücken (Breitling Orbiter oder Apollo 11 Kapsel) gibt es auch ein Labor, in dem die physikalischen Gesetze der Luft- und Raumfahrt in Versuchsanlagen selber ausprobiert werden können. Wie könnte es anders sein, mussten sie uns (zugegeben vor allem mich) hier wieder einmal um 18 Uhr rausschmeissen. Noch schnell durch den Souveniershop gedüst, habe ich es gerade noch geschaft, einige wichtige Besorgungen zu machen, bis sie auch dort nichts mehr von mir wissen wollten. Trotz den Erfahrungen der letzten Nacht, der Tatsache, dass es bereits wieder leicht regnete und den tief schwarzen Wolken rund um uns wollten die beiden Studenten um des Geldes Willen nochmals eine Nacht auf dem Campingplatz verbringen. Fazit: Wenn der Spruch stimmt, dass die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben, dann haben die beiden noch nicht sehr viel gelernt hier drüben. Aber schliesslich hatte ich ja auch kein Kopfweh mehr.

Freitag, 31. August 2001

Entzückt von der Tatsache, dass wir ein nur vom Kondenswasser leicht feuchtes Zelt zusammenräumen mussten machten wir uns am Freitagmorgen zuerst mal ans Frühstück. Kaum begonnen tauchte zuerst ein riesiger Saugwagen und dann ein mit zig Blinklichtern und einem grossen Wasserwerfer bestückten Lastwagen in der Kurve auf, der sämtliche Strassen in diesem naturbelassenen Campingpark mit Hochdruck reinigte. Super! Jetzt hatten wir ein praktisch trockenes Zelt, aber keinen trockenen Platz mehr, um es zusammen zu legen. Die spinnen die Amis! Vielleicht haben sie auch noch den Waldboden feucht aufgenommen und die Eichhörnchen abgestaubt, nachdem wir dann endlich gegangen sind.

Auf dem Weg Richtung Süden machten wir noch im Pentagon Halt. Die erste Abzweigung (Bild 01_08_31) führte uns auf einen erfreulicherweise fast leeren Parkplatz. Wir schlenderten gemütlich über eine Brücke und wunderten uns noch, wieso uns nur Leute mit einem Ausweis entgegenkamen. Dann ging es durch eine Drehtüre ins Gebäude. Der Eingangsbereich bestand aus einer Reception und einem Metaldetektor. Wir fragten den komisch schauenden Typ hinter dem Tisch, wo es hier zu der Besichtigungstour gehe. Jetzt schaute er noch doofer. Anstatt zu antworten fragte er uns wieso wir hier bei ihm auftauchen würden. Reto beschrieb unseren Parkplatz und den Weg, den wir genommen hatten. Der Gesichtsausdruck der Sicherheitsbeamten wechselte sich von "was soll das" langsam zu "spinnen die" und man spürte förmlich, dass er der richtigen Sitz seiner Pistole im Halfter kontrollierte. Er erklärte uns, dass wir hier komplett falsch seien, das Auto möglichst schnell dort wieder wegräumen und es auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes versuchen sollten. Also trotteten die drei mit Fotoapparaten bewaffneten Touris wieder von dannen. Beim richtigen Eingang erregten dann die Schweizer ID's an der Einschreibestelle für einiges erstaunen, dafür sorgten unsere Sackmesser beim Metaldetektor nicht mal für ein Zucken in den Gesichtern. Vor der Führung wurden die mitgeführten Geräte kontrolliert. Es sind nur Fotoapparate zugelassen. Auf den gemachten Fotos dürfen ausserdem keine Angestellten des Pentagon erkennbar sein. Ich habe dem Gnöög natürlich nicht auf die Nase gebunden, dass ich auch Videosequenzen aufnehmen könnte. Eskortiert wurden wir dann von zwei NAVY-Soldaten, die zur Zeit ihren Dienst in der Celebration Guard verrichten. Der Sprecher, ein zukünftiger Nuklearingenieur von einem U-Boot, lief die ganze einstündige Tour rückwärts vor uns her. Dabei hatte er eine Haltung, wie wenn er am Morgen vergessen hätte den Kleiderbügel aus seinem Oberteil zu nehmen. Sogar mit weissen Handschuhen war er bestückt. Er war wirklich nett und absolut diszipliniert und nahm sein Job ultramega genau. Zur Höchstform lief er jeweils auf, wenn er wieder durch das halbe Pentagon schreien konnte, dass hier der "ehrenwerte General Blablairgendwas" sein Büro hat. In einem Einkaufszentrum gleich neben dem Pentagon fanden wir einen Laden, der mir in einer Stunde eine korrigierte Sonnenbrille machen konnte für 179$. Da wir schon im Pentagon fast zwei Stunden auf die Führung warten mussten kamen wir an diesem Tag nicht mehr sehr weit. Zudem stellten wir dann im Hotel im Wetterkanal fest, dass das Wetter für die nächsten 8 Tage in Florida milde ausgedrückt scheisse ist. Die sprechen von Flutwarnungen auf unserer Reiseroute.

Samstag, 1. September 2001

Vom bereits am morgen früh des 1. September schlechten Wetter etwas entmutigt machten wir uns auf nach Norfolk. Dort liegt der grösste Marinestützpunkt der US-NAVY und eine US-NAVY-Werft. Die Bootstour durch den Hafen war wahnsinnig beeindruckend. Es hörte zu Beginn sogar auf zu regnen. Der Hafen von Rotterdam ist nichts gegen diesen Hafen. 3 Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, etwa eine Hand voll Racketenkreuzer der Ticonderoga-Klasse, 9 U-Boote (SSN und SSBN), unzählige Zerstörer und riesige Transportschiffe liegen hier vor Anker und warten auf die nächste Krise. Die U.S.S. Wisconsin (Bild 01_09_01), ihres Zeichens Battleship der Iowa-Klasse und somit eines der vier grössten Schlachtschiffe der Geschichte unter amerikanischer Flagge, war dann noch für eine Deckbesichtigung zugänglich. Da sie in einer Krisensituation jederzeit wieder auslaufen könnte ist das ganze Innere konserviert und somit für die Besichtigung nicht zugänglich. Aber nur schon wenn man neben einem Geschützturm steht, dessen Kanonen die Kraft haben Projektile vom Gewicht eines VW-Beetle fast 40 km weit zu feuern, kriegt man eine Gänsehaut. Diese Macht kann man mit Fotos einfach nicht festhalten.

Sonntag, 2. September 2001

Der Sonntag war hauptsächlich geprägt durch die Weiterfahrt nach Süden. Wir bummelten extra ein bisschen, da sich hier oben das Wetter wieder gebessert hat, aber in Florida immer noch mies ist. Jetzt befahren wir halt etwas die Küstenstrassen von North Carolina. Auf den Outer Banks unweit von Kitty Hawk machten wir wieder mal am Strand halt (Bild 01_09_02), damit ich meinen Sonnenbrand auffrischen konnte, was mir auch prompt gelang. Vor einem Supermarkt passierte mir dann ein "kleines" Missgeschick: Da ich wieder mal das Auto fuhr stiegen wir aus und ich behielt den Schlüssel in der Hand. (Schätze Mal an dieser Stelle kommen die ersten Ideen, was passieren könnte, aber ich will euch ja nicht unnötig auf die Folter spannen). Ich entsorgte noch unseren Müllsack und dann gingen wir einkaufen. Als wir wieder beim Auto waren war der Schlüssel weg. Wir suchten den Supermarkt ab, Reto befragte das Personal und schaute, ob die nahegelegene Autowerkstatt offen hat (zur Erinnerung: es ist Sonntag). Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich noch zur Mülltonne gelaufen bin. Als ich dann unseren Sack wieder herausgefischt hatte waren darin tatsächlich die Autoschlüssel. Ich hatte es tatsächlich fertig gebracht unsere Autoschlüssel bei geschlossenem Fahrzeug in den Müll zu werfen. Upsss! Reto drehte während der Suchaktion diplomatisch ausgedrückt im roten Bereich, aber wenigstens musste ich mir keine grossen Sprüche von Remy anhören. Er hatte nämlich den Zweitschlüssel sinnvollerweise im Auto deponiert, wo er sehr viel nützt, wenn das Auto wie üblich geschlossen ist. Von dieser von mir "natürlich absichtlich und sehr clever" eingefädelten Auflockerungsaktion wieder munter fuhren wir weiter nach New Bern, einer kleinen Stadt an der Küste.

 

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