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Montag, 17. September 2001
Den Montag benutzten wir vorwiegend, um weiter nach
Norden zu kommen. Dabei hatten wir auch den Staat Florida wieder
verlassen. Da ich die letzten zwei Tage den Chauffeur spielte hatte ich
heute "frei" (Bild 01_09_17). Zum Abendessen gingen wir in ein
chinesisches Restaurant (bzw. Reto und Remy wollten und ich musste mit) Im
Glückskeks hatte ich dann ausser den todsicheren Lottozahlen der
nächsten Woche den Spruch "Now is the time to try something
new". Was ist damit wohl gemeint? Für Vorschläge wäre ich dankbar
(Jetzt wird die Sache interaktiv!). Wir schnappten uns ein Motel 20 Meilen
vor Atlanta. |
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Dienstag, 18. September 2001
Am Dienstag besuchten wir Atlanta und die Welt des Coca
Cola (mein Hauptnahrungsmittel hier drüben). In den fünf Dollar Eintritt
war auch die Degustation von diversen Produkten der Coca Cola Companie
inbegriffen. Die Geschmäcker gingen von "kenne ich" bis
"pfui teifel". Während das alt bekannte Cola jeweils diente um
die Geschmacksnerven wieder zu beruhigen wird "Hi-C Pink
Lemonade" in der Schweiz zur Munddesinfektion beim Zahnarzt verwendet
(ähnlich dem Pepsi-Crystal). "Poweräde" ist nur schon von der
Farbe nicht mehr giftklassenfrei und "Fanta Birch Beer" wirkt
hervorragend als Brechmittel. Ich sehne mich nach einem stinknormalen
Rivella! Die Besichtigung des CNN Atlanta liesen wir bleiben, da wir
gehört hatten, dass solche öffentliche Gebäude jetzt eh gesperrt sind.
Nach einer Kehrschlaufe in Atlanta Underground (sehr schöne Ladenpassage
unter einer Strasse mit Souveniershops, die einigen Leuten den Kopf
verdrehten) und dem "The Varsity" (grösster Drive-In von
Amerika. So richtig mit Tablar aussen an der Türe hinhängen.) ging's
Richtung Lynchburg. Wir bemerkten, dass wir sehr knapp mit der Zeit dran
waren. Aber plötzlich kam uns in den Sinn, dass wir ja noch die
Zeitgrenze überfahren würden und von einem Meter auf den Anderen hatten
wir plötzlich wieder eine Stunde mehr Zeit. Das kommt schon ganz schräg
rein. Da heute alles unter dem Motto Flüssigverpflegung stand, besuchten
wir dort die Ur-Jack-Daniels-Destillerie. Es war sehr interessant zu
sehen, wie der Whisky produziert wird (Bild 01_09_18). Degustieren durfte
man nichts, da Alkoholausschank in dieser Gegend (welche Ironie) strickte
verboten ist. Dafür gab's was anderes:
(http://www.jackdaniels.com/jd_pictures/picture.asp?id=7258) Hab zwar
einen saudoofen Smile drauf. Am Nachmittag machten sich dann bei mir
langsam wieder Kopfschmerzen breit und wer bis jetzt aufmerksam mitgelesen
hat weiss, was dann kommen musste. Leider habe ich nach wie vor eine 100%
Trefferquote im Voraussagen von schlechtem Wetter. Das Tagesziel war dann
Nashville, wo wir in einem richtigen Countryschuppen mit Liveband
dinierten. Ich sag euch: die Servierdüse und die Sängerin waren ja
Superkäf... ööhh ... äähh ... Der Hamburger war sehr gut! Die
Kopfschmerzen haben sich hier wieder gelichtet. (Ja,ja. Ich kanns mir
schon denken, aber nicht deswegen ;-)) Nach einem weiteren Souvenierbummel
(kanns Bummeln in diesen Läden einfach nicht lassen!) ging's Richtung St.
Louis ins Motel. |
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Mittwoch, 19. September 2001
Am Mittwoch verschoben wir durch de Schlechtwetterzone
nach St. Louis und besichtigten den Arch, das Tor zum Westen (Bild
01_09_19). Das ist nichts für Leute mit Höhen- oder Platzangst. In den
kleinen Kapseln, die zur höchsten Stelle 200 Meter über Grund fahren
kann man nicht aufrecht stehen. Diniert haben auf einem Casinoschiff am
Buffet. War aber bei weitem nicht mehr so spektakulär wie das letzte Mal.
Als wir das Boot wieder verliessen hatten wir die Idee, die Frau vom
Securitycheck zu fragen, ob sie ein schlaues Motel kenne. Also sprachen
wir sie an. Etwa die zweite Frage nach "Von wo seit ihr" war
"Have meet many Girls?" (zu deutsch: schon viele Frauen
getroffen?). Zu diesem Zeitpunkt hörte man deutlich drei Unterkiefer
synchron auf dem Asphalt aufschlagen. Sieht man das uns so gut an? Gut,
wir wussten ja schon immer, dass wir als die drei Musketiere durchgehen
würden, aber gleich so offensichtlich ... . An diesem Abend sollten wir
nach Plan das letzte Mal in einem Motel übernachten. Zitat des Tages von
Remy: "Hauptsache ein Gehirn in der Mitte!". Mein Standpunkt:
Ich hab mein Gehirn lieber im Kopf. |
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Donnerstag, 20. September 2001
Am Donnerstag machten wir noch eine stündige Bootstour auf dem
Mississippi und besichtigten das Budweiser-Braureigelände (Bild
01_09_20). Da stinkt es auf dem ganzen Gelände von diesem Gesöff. Wer
jetzt hofft, dass ich von hier Souveniers mitbringe hat sich geschnitten.
Ich verschenke nur Sachen, die ich selber gern habe. Zwischendurch sorgten
Luftkampfjets der USAF auf ihrem Patrouilenflug dafür, dass wir trotzdem
das aktuelle Geschehen nicht vergessen. Auf dem Weg nach Chicago machten
wir noch schnell beim Zusammenfluss von Mississippi und Missouri Halt.
Dann ging's auf die letzte Etappe. Um 10:45 Ortszeit, logischerweise 10
Minuten nachdem es aus heiterem Himmel begann wie aus strömen zu regnen,
fuhren wir dann an der 609 Asbury in Evanston vor. Da es immer noch
schüttete warfen wir das T-Shirt ins Auto und entluden den Van nur mit
Shorts und Turnschuhen bekleidet. Das war ein Anblick, als drei
durchtrainierte, braungebrannte, athletische Boys in strömendem Regen
ihre Muskel spielen liesen, um die Koffer zu heben. Sämtliche Frauen, die
grade vorbeikamen, bekamen weiche Knie und fielen in Ohnmacht. Um 10:55
flimmerten dann schon wieder 4 Bildschirme durch die Wohnung, während die
Koffer noch irgendwo im Gang herumstanden. |
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Freitag, 21. September 2001
Natlos gins in den Freitag über: Endlich wieder einen vernünftigen Internetanschluss, nachdem unsere Erreichbarkeit alles
andere als geplant verlaufen ist. Um halb drei gaben dann Remy und Reto auf. Ich sitze jetzt um 03:50 immer noch vor dem
Schirm und geniesse den DSL-Anschluss, die schweizer Börsenkurse von Swissair und Co. immer im Augenwinkel behaltend.
Wir sind einen Tag früher in Evanston angekommen als geplant, da sich hier einige Sachen für Remy und Reto angehäuft haben,
die erledigt werden wollen. Und wenn ichs mir recht überlege könnte ich jetzt auch eine kleine Pause und eine Mütze Schlaf
gebrauchen *ächz**stöhn**schnarch**weg*.
Der "echte" Freitag, auch black Friday genannt, begann dann recht mühsam. Remy und Reto waren zwar jetzt wieder in ihrem
Castel angekommen, aber das bedeutete auch, dass die Schule, und somit die Arbeit, nicht mehr allzufern ist. Dann lagen
hier wieder alle Erinnerungen an die Schweiz herum und die Post der Verwandschaft war auch da. Ausserdem wurde das Wissen
das beide Velos der Studenten abhanden gekommen sind jetzt zur Tatsache. Nur schon das hielt die Stimmung tief. Zusätzlich
kamen stündlich neue schlechte Nachrichten: Die Studenten hatten an der Schule Probleme mit dem Belegen der Kurse. Der
Kurs, der Remy unbedingt besuchen will, wurde auf den Winter verschoben und anscheinend wurden die Semestergebühren erhöht.
Natürlich erst ein paar Minuten nachdem Reto seine Flüge für Weihnachten bei der Swissair gebucht hatte fand ich per Internet
heraus, dass die Swissair möglicherweise ab nächstem Montag konkursmässigerweise gar nicht mehr fliegt. Das nächstgelegenste
Einkaufszentrum wurde in unserer Abwesenheit geschlossen. Und es regnete zur Abwechslung wieder. Wenigstens katte ich mit
meinem Aktiendepot keine Probleme: Was nicht mehr existiert kann auch keine Probleme mehr bereiten. Am besten wären wir
wirklich im Bett geblieben. Etwas positive Stimmung zu generieren war echt mühsam.
Am Abend gingen wir zusammen mit drei anderen Schweizern aus der Gegend ins Fitnesszenter. Ich habe die Gelegenheit genutzt mal
gratis zu schnuppern. Das geht ganz schön auf die Beine, wenn man sich eine halbe Stunde mit 600 cal/h auf dem Fahrrad
abstrampelt (mal abgesehen von den Angstschweissausbrüchen, die nur schon der Anblick von Pedalen hervorriefen). Anschliessend
noch 5 Minuten auf dem Rudergerät auf mittlerer Stärke (immerhin nur 2.09 Minuten für 500 Meter). Die nächsten zehn Minuten
konzentrierte ich mich dann darauf, das Bewusstsein nicht zu verlieren und nicht zu offensichtlich in der Gegend herumzuschwanken.
Ich hatte mich wohl eine klizekleine Kleinigkeit übernommen. Im anschliessenden Mc'Donalds-Besuch (endlich mal was gesundes!
Dort wurde es mir noch nie schwarz vor den Augen) beschränkte ich mich auf einen McFlurry und Coke ohne Eis. Zum Schluss
gingen wir noch in eine Bar. Da war man schon fast wieder zu Hause, wenn man zu sechst um den Tisch sitzt und schweizerdeutsch
über die letzten Ereignisse in der Schweiz diskutiert. Dabei entstand auch die Frage, wie ich eigentlich zurück kommen würde,
wenn jetzt die Swissair tatsächlich nicht mehr fliegt. Wäre auch ein witziger Abschluss, wenn ich mit dem Schiff zurück müsste.
Der Mist wäre nur, dass die Nussschale nicht ganz so schnell wäre. Da ich an diesem Tag keine anderen Fotos gemacht habe
gibts nur mein Domizil für die letzten Tage (Bild 01_09_21) zu sehen. Eine Madraze, ein Laptop, ein Server und ein Drucker.
Was braucht man mehr zum leben?
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Samstag, 22. September 2001
Am Samstag war erneut ausschlafen angesagt. Und nach dem Remy seine fast endlosen Telefonate mit der Schweiz erledigt hatte
ging es nach Chicago hinein. Reto wollte noch ein paar Sachen erledigen und blieb darum zu Hause. Gleich unser erstes Ziel, der
Sears-Tower, einige Zeit lang das höchste Haus (der westlichen Hemisphere immer noch) und immer noch das Haus mit der
höchstgelegenen Nutzfläche war wieder eine Sackgasse. Skydeck closed! Und das bis auf weiteres. Als ob die Menschen auf der
Aussichtsplattform des WTC durch ihre Anwesenheit was verbrochen hätten. So oder so hat hier drüben jetzt der totale
Verfolgungswahn um sich gegriffen. Fast jedes zweite Auto hat jetzt eine Amerikaflagge an der Radioantenne, jedes bessere
Geschäft verkauft die Selbigen, auf jeder Reklame incl. dem Display des Kreditkartenlesers an der Zapfseule der Tankstelle
steht "God bless Amerika", zu deutsch "Gott segne Amerika" und in jedem öffentlichen Gebäude und allen grösseren Läden
durchläufst du am Eingang Securitychecks, die denen beim Checkin in Kloten gleichen. Das wahnwitzige ist, dass all diese
Massnahmen, die wir hier im täglichen Leben zu spüren bekommen, genau gar nichts an den tragischen Ereignissen der letzten
Tage geändert hätten. Aber zur Zeit könntest du mit einer einzelnen Drohung per Telefon ganz Amerika lahmlegen. Zurück zum
Tagesgeschehen: Die Umgebung um den Sears-Tower war wie Ausgestorben. Wir assen schnell ein Sandwich im Subway gleich um die
Ecke. In der halben Stunde, in der wir drin waren, kam genau ein einziger anderer Kunde hinein und sonst war der Laden leer.
Unsere Route führte uns durch den Grant Park Richtung Magnificent Mile, der Bahnhofstrasse von Chicago. Warnung: Nie mit
Kerditkarte UND Freundin gleichzeitig hier spazieren gehen. Dies könnte einen tiefen Krater in die Kontoauszüge reissen. Im
Park steht ein grosser Brunnen (Bild 01_09_22). Nun wieder zum interaktiven Teil: In welcher Fernsehsehrie ist dieser Brunnen
regelmässig zu sehen? Unser letztes grosses Etappenziel war der Hancock-Tower. Der ist nicht ganz so gross wie der Sears, ist
aber gratis betretbar, hat zuoberst ein Restaurant und steht panoramatechnisch günstig etwas ausserhalb der anderen Hochhäuser.
Und er war offen! Rund um das Gebäude ist ein Dach mit Gerüstelementen wie bei einer Baustelle aufgestellt und an der Seite
hängt ein Schild, dass man zur eigenen Sicherheit unter und nicht neben dem Dach am Haus vorbeilaufen soll. Bitte fragt nicht nach
dem Sinn! Nach der bereits erwähnten Rucksackdurchsuchung gings mit dem Lift in den 96. Stock. Der Ausblick war phenomenal.
Entgegen dem Wetterbericht hatten wir heute eh sehr schönes Wetter. Die Preise im Restaurant kompensierten die Gratisfahrt
in die Höhe. Im Comp USA, dem hiesigen Media Markt, und nach der üblichen Durchsuchung stellten wir anschliessend fest,
dass man nicht nach Amerika reisen muss, um einen PC zu kaufen. Wirklich billiger ist die Ware hier nicht. Dafür sind in ganz
Amerika die Preise exklusiv Tax angeschrieben und das macht je nach Staat nochmals bis zu 10 Prozent aus.
Am Abend war dann grosse Zusammenkunft in einem Restaurant anlässlich dem Abschied eines anderen schweizer Studenten. Jetzt
waren mitten in Chicago sogar ein Dutzend schwiizertüütschi Nasen auf einem Haufen. Und ich war am Tisch ausgerechnet von zwei
Eingeborenen flankiert. Super! Also weiter englisch staggeln. Es war ein wirklich cooler Abend. Auf der Heimreise sind Remy und
ich dann noch in der Metro an unserer Station vorbeigefahren. Wir wollten mal für etwas Abwechslung sorgen, da ja bis jetzt
alles so unerträglich genau nach Plan gelaufen ist, seit ich hier drüben bin. Wir liefen dadurch etwas länger bis ins
Hauptquartier. |
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Sonntag, 23. September 2001
Reto und Remy hatten am Sonntag noch einiges zu erledigen und ich wollte eigentlich die Bootstour im Hafen von Chicago
machen. Leider spielte das Wetter nicht mit bzw. es goss am Morgen wie aus Kübeln. Mit dem Auto ging ich dafür auf Shopingtour.
Das wenige, was ich mitbringen sollte, war schnell gefunden. Ich machte mich auf die Suche nach einer Firestation, um unserem
Sammlertrieb treu zu bleiben. Eine Firestation fand ich nicht, dafür drei Unfälle, einige Schlaglöcher (im Bundesstaat Ilinois
muss man die Strasse zwischen diesen Dingern suchen), jene Menge dämliche Strassenschilder (Bild 01_09_23: Bei rot nicht abbiegen,
wenn Leute auf der Strasse. Endlich schreibt das mal einer an!), einen Wolkenkratzer, in dem die Bürolichter so brannten, dass
auf der Fassade "USA" stand, ein paar coole Fotopunkte, eine Tankstelle in der keiner ein Wort englisch kann (und ich bin sicher,
es lag nicht an mir!) und Regen, Regen und nochmals Regen. Es war richtig angenehm im Stadtverkehr wieder mal seine Birne lüften
zu können. Mal wieder an die primitiven Dinge wie lenken eines Fahrzeuges denken. Ich freue mich schon darauf, wieder mit meiner
Honda den anderen Verkehrsteilnehmern auf den Wecker gehen zu können. Und ich freue mich auf die schweizer Strassenverkehrsordnung.
Hier hat Vortritt, wer den besten Seitenaufprallschutz hat. |
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Montag, 24. September 2001
Am Montag war für Remy und Reto wieder der erste Schultag im neuen Quartal. Ich machte mich, nachdem ich zu Gunsten des
aktuellen Börsengeschehens die halbe Nacht wach blieb, auf in Richtung Bootstour. Das Wetter war zweifelhaft, aber trocken.
Genau rechtzeitig, als ich bei der Landungsstelle ankam brach die Sonne hervor und der blaue Himmel färbte die gläsernen
Fassaden. Aber leider war ich der einzige, der auf diese Tour wollte und das Schiff fährt erst mit fünf Personen. Ergo Schiff
fährt nicht. Enttäuscht machte ich mich auf die Suche nach einer Firestation, die hier ganz in der Nähe sein musste. Ich musste
mir ja fast zwei Stunden um die Ohren schlagen, bis um 13:15 die nächste Tour beginnen könnte. Die wurde dann tatsächlich
durchgeführt, nur leider regnete es diesmal 2/3 der Tour. Und es war sehr kalt. Auf der See draussen prasselten mir sogar kleine
Eiskristalle auf die Jacke. Und vor einer Woche lagen wir noch in Shorts am Strand des Golf von Mexiko. *brrrr*
Wärend meinem Stadtbummel fraf ich einige schweizerdeutsch sprechende Touristen und sogar ein Typ, der mit schweizer Kampfstiefeln
durch die Gegend lief. Ist noch ulkig, wenn andere meinen man verstehe sie nicht. Auf dem Schiff unterhielt ich mich eine
Weile mit einer Frau aus Kentucky, die hier in den Ferien ist. Sie meinte, dass ich gut englisch sprechen würde und wurde dabei
nicht mal rot beim lügen. Am Abend gingen wir alle nochmals mit ein paar Schweizern essen. Und dann begann die lange
Nacht: Ich musste meine Koffer packen und dann wären dann nur noch die CD's mit den Bildern zu brennen. Nur noch! Wenn da aber
die eine Brennsoftware nicht mehr läuft und die andere Testversion abgelaufen ist wirds schwierig. Die neu heruntergeladene
Software lief zwar auf dem 133er mit Windows 2000 Server. Jetzt hatte aber der Server Performanceprobleme (hatte er eigentlich
schon immer), so dass der Schreibvorgang abgebrochen wurde. Da Remy dieser Mühle eh nächstens den Todesstoss geben wollte
begannen wir um 23:00 mit der Win 98 Installation. Bis wir an die Meldung kamen, dass das Windows nur ein Update sei. Mist!
Jetzt hatten wir gar kein Betreibssystem mehr auf der Brennmühle. Nach etlichen gescheiterten Täuschungsversuchen der
Installationsroutine entschieden wir uns, wieder einen Windows 2000 Server aufzusetzen. |
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Dienstag, 25. September 2001
Es war mittlerweile 1 Uhr morgens und somit 15 Stunden vor meinem Abflug. Die Installation auf dieser Benne ging dann
bis 3 Uhr. Die Anderen schlafen mittlerweile, da es nichts bringt, wenn Drei um den Server sitzen. Ich habe jetzt nur
die Brennsoftware und sonst nichts installiert. Das brennen mit Dubblespeed scheint so tatsächlich zu halten. Aber vier
CD's brauchen so fast drei Stunden. Jetzt um 4 ist die erste CD fertig. Eine gute Gelegenheit euch die aktuellsten Ereignisse
zu schildern. (Fazite verfasst)
Nachtrag: Es ist jetzt halb sechs und der Schlaf ist definitiv gestrichen. Aber die dritte CD ist fertig. Ich hab den Anderen
versprochen zum Abschied ein frisches Brot zu backen, da sie das hier drüben so vermissen. Also muss ich langsam in die Küche,
damit ich aufs Morgenessen fertig werde.
Nach dem Morgenessen wurden die Anker gelichtet. Ich musste ja bekanntlich sehr früh am Flughafen sein, weil noch nicht ganz klar
war ob und welcher Flieger mich nach Hause bringt. Und die beiden Studis mussten ja auch wieder zur Uni. Also war ich ca. 4 Stunden
vor Abflug am Chicaco International Airport - und stolze erste Nase an diesem Tag im internationalen Abflugbereich. Kein Mensch zu
sehen weit und breit. Also wartete und wartete und wartete ich bis dann nach und nach sogar Angestellte auftauchten. Und mein Flug
gabs sogar immer noch. Das einchecken verlief problemlos, weil ich diesmal zwei Tasch zu einer zusammen geknotet hatte und so nur
die erlaubten 2 Gepäckstücke besass (am Besten nicht hinterfragen, was funktioniert!). Die Metalldetektoren waren nun so empfindlich
eingestellt, dass es nun grundsätzlich bei jeder Person pfiff. Ich wurde gefragt, ob ich ein Messer dabei hätte -> natürlich nicht -> und
schon war der Securitycheck erledigt. Erst später realisierte ich, dass ich ja ne Kamera von der Grösse einer Handfeuerwaffe mit einem
Akkupack, das wohl trotz Durchläuchtung immer noch aus Sprengstoff sein könnte, einen Liter hochprozentigen, brennbaren Alkohol und ein Feuerzeug
im Handgepäck hatte, aber das alles war egal. Hauptsache keine Messer.
Das "grüezi" beim Einstieg in die Swissairmaschine war richtig erfrischend. Der Rückflug verlief problemlos und genau nach Plan. Mit den
ersten Sonnenstrahlen landete ich am Morgen des 2. September kurz vor 8 Uhr in Zürich Kloten und konnte meine meine Family in den Arm
nehmen. Genau 7 Tage später war das Grounding (Pleite) der Swissair. Eine Woche später unterwegs und auch hier hätte ich ganz dumm aus der
Wäsche geschaut. Aber zum Glück war ja der sechswöchige Abenteuerurlaub mittlerweile glücklich beendet.
Fazit über Amerika: Ganz Amerika macht für mich nun den Eindruck einer riesigen Sekte. Die Leute haben hier zum Teil eine ganz
komische Lebensauffassung und das wird durch die Medien massiv gepuscht. Zum Teil hat man das Gefühl, dass sie gar nicht fähig sind
eine eigene Meinung zu haben. Ein paar Beispiele: Die Amis sind stolz darauf, dass sie Fische einsperren und damit vor dem Tod in
der Freiheit retten, weil man ihnen das in Vergnügungsparks zu eintrichtert. Dass aber genau ihre Umwelt-Politik den Tod in der Freiheit
herbeiführt sehen sie nicht mal. Und Amis sind immer die Besten, die Grössten, die Schnellsten oder die Mächtigsten, aber jetzt nach den
Attentaten findet man Berichte, dass sie in der Welt alleine gegen das Böse kämpfen müssten und dass es alle auf Amerika
abgesehen hätten. Halt genau das was den Medien Einschaltquoten verschafft glauben alle hier.
Kühlanlagen laufen grundsätzlich mal mit voller Kraft. Bei Bedarf wird dann aber die Luft nachträglich wieder erhitzt. Im Bad
sind um den Spiegel üblicherweise mindestens 6 60 Watt Glühbirnen installiert, so dass man bei deren einschalten
beinahe einen Hitzschlag bekommt. Aber sich dann beklagen wenn ihnen der Strom wieder mal ausgeht. Jeder Scheiss wird im
Supermarkt in hundert Säckchen eingepackt. Die Strassen haben Schlaglöcher, dass man darin ertrinken könnte und im Radio
machen sie Werbung, dass man sich bei der Behörde melden könne, wenn man am Auto Schäden durch die Löcher habe. Dann wird die
Reparatur vom Staat subventioniert. Estwas Beton ins Loch füllen wäre wohl zu einfach. Und an der Kreuzung stehen Tafeln,
dass man bei rot nicht rechts abbiegen dürfe, wenn Leute auf der Strasse stehen. Wenn die Gallier die Amerikaner schon gekannt
hätten, hätten sie bestimmt nicht nur die Römer als Spinner bezeichnet. Mag sein, dass ich durch all die emotionalen Einflüsse noch
etwas durch den Wind bin, aber irgendwie haben Die hier alle einen Flick weg. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat sich für mich
zum Land der unbegrenzten Manipulierbarkeit gewandelt. Das Thema Auswanderung nach Amerika betrachte ich für mich ein für alle mal
als erledigt.
Fazit aus der Reise: Der Tripp durch Amerika war einfach super und ich bin Reto und vor allem Remy sehr dankbar, dass sie
mir diese Gelegenheit geschaffen haben. Aber das brauche ich euch ja nicht zu sagen. Das hat man hoffentlich aus den Berichten
gemerkt. Trotzdem bin ich froh, wenn der Spuck langsam vorbei ist. Es waren für meinen Geschmack einfach zu viele
unvorhergesehene Ereignisse eingetreten. Ich mache gerne eine Reise ins blaue hinein, aber wenn die Eckdaten wie zum Beispiel
der Rückflug beginnen zu wanken und sich nach Meinungsumfragen über 80% der Befölkerung für einen militärischen Gegenschlag und
3 stündige Sicherheitschecks auf dem Flughafen aussprechen, dann wird es mir unheimlich. Ausserdem habe ich hier drüben viele
interessante Plätze gesehen, wenn es aber ähnliches in Europa geben würde, so würde ich nach wie vor und ohne zu zögern das
näher an der schönen und normalen Schweiz Gelegene wählen. Nur weil das hier Amerika ist muss ich nicht nochmals hier rüber.
Mittelfristig könnte ich mir aber noch eine Reise an die Westküste vorstellen, aber dann hab ichs glaub gesehen.
Fazit aus den Statusberichten: Es hat mir riesigen Spass gemacht diese Bericht zu verfassen. Bedingt dadurch, dass ich
jeweils am Abend den ganzen Tag nochmals rekapituliert und nieder geschrieben habe, kann man viel besser erfassen, was man
überhaupt erlebt hat. Zeitweise kam ich mir wirklich wie einer dieser Japaner vor, die überall mit dem Fotoapparat
durchflitzen, um dann zu Hause wirklich Ferien zu machen. Jetzt nach all den sehr emotionalen Ereignissen sind die Berichte auch
eine Art Spiegel meiner Ansichtsweisen vor und nach den Anschlägen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich ohne diese Berichte
zum jetzigen Zeitpunkt noch an alle positiven Facetten dieser Reise erinnern könnte. Ich werde mir diese Dinger zu Hause bestimmt
noch das eine oder andere Mal zu Gemühte führen. Ich bin gespannt, was ich alles erlebt habe ;-)
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